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„Unterlegenheit kompensiert der Mann durch sexistische Anspielungen!“

Lauschig

Handy auf stumm und das „Bitte nicht stören“-Schild an die Tür. Zeit, dass wir zu Sinnen kommen und uns mit den wirklich wichtigen Lebensfragen beschäftigen. Zum Beispiel, was guten Fotojournalismus ausmacht. Oder was es zu beachten gibt, wenn man seinen Pilotenschein machen möchte. Unsere Gäste bieten ungewohnte Einblicke, teilen ihre besten Anekdoten, Erfahrungen und Weisheiten.

[007] „Unterlegenheit kompensiert der Mann durch sexistische Anspielungen!“

Wie sieht die neue Generation der Feministinnen aus? Früher wurde mit Tomaten geworfen und BHs angezündet und die Frauen haben sich überwiegend auf der Straße Gehör verschafft. Rolf Pohl erklärt, wie sich die neuen Ausdrucksformen verändert haben und wie sich die neue Generation, lange Zeit nach Alice Schwarzer, nun ausdrückt und digital für Aufmerksamkeit sorgt.  


Viele Erfolge, wie die Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften, Abtreibung oder Gender Mainstream konnten in der Geschlechterpolitik und der Gleichstellungspolitik bereits erreicht werden. Für Rolf Pohl ist aber bei weitem noch keine Gleichstellung der Geschlechter erreicht worden.

Nach wie vor gibt es noch so eine Kultur der männlichen Dominanz.

Für eine gleichwertige Bezahlung von Männern und Frauen zum Beispiel, entwickelt die Politik keine wirksamen Instrumente um dagegen zu steuern. Hier ist der Anspruch, dass sich etwas ändern soll sehr groß und wird auch verbreitet aber an der tatsächlichen Umsetzung, wird auch seitens Politik viel zu wenig getan. Die Einführung einer Frauenquote hält Rolf Pohl zwar nicht für problemlösend aber zumindest für einen Anfang, um den Führungspositionen als traditionelle Männerdomäne entgegen zu wirken. 

Je stärker daran festgehalten wird, desto stärker ist die Gegenbewegung.

In Wirklichkeit geht es um den Versuch ein altes männliches Klima von männlicher Souveränität, Autonomie und Überlegenheit zu garantieren und abzusichern.

Mit Kampagnen wie „he for she“ muss man vorsichtig umgehen, da diese Geschlechterrollen möglicherweise wieder reproduzieren und zwar mit umgekehrten Vorzeichen. Der Unterschied zwischen männlich und weiblich wird hier nämlich klar in den Vordergrund gestellt.  

Für Rolf Pohl geht es viel mehr darum, traditionelle Rollenverständnisse aufzubrechen und das am besten durch alternatives Rollenlernmodel. Es geht um eine Veränderung im Denken der gesamten Gesellschaft und der Verankerung dieser Trennung und Rollen der Geschlechter.

Die größte Gefahr für die männliche Souveränität, den Anspruch auf Autonomie und Selbstständigkeit und Überlegenheit ist das weibliche Geschlecht und insbesondere die weibliche Sexualität. Also nirgends ist der Mann anfälliger als auf dem Feld der Sexualität.

Damit meint der Sozialpsychologe die Gefahr, dass der Mann körperlich von der Frau abhängig ist und das als Schwäche empfindet. Einige wenige Männer, lassen das den Frauen in Form von sexuellen Übergriffen und sexueller Gewalt auch leider spüren.

Rolf Pohl hat dieses Phänomen untersucht und ist zu einer Schlussfolgerung gelangt: 

Jede Form der sexuellen Gewalt, angefangen bei sexistischen Beleidigungen über Übergriffe, Anspielungen bis hin zum Angrabschen, bis hin zur Vergewaltigung, stellen eine kontinuierliche Linie dar, in der keine grundsätzlichen Unterschiede liegen [] In diesen Übergriffen werden Frauen im Prinzip für das Begehren bestraft, was sie beim Mann auslösen.

Unsere Frage, ob Homosexualität dann auch eine Bedrohung der Männlichkeit darstellt, beantwortet Rolf Pohl ganz klar mit einem Ja. Viele Männer würden sogar daran zweifeln, ob homosexuelle Männer überhaupt richtige Männer sind.

Homosexualität bedeutet eine Schwächung der männlichen Position.

Es gilt nach wie vor als Schimpfwort. Es ist viel mehr als eine Phobie der Homosexualität, es ist die Angst durch die Homosexualitägeschwächt zu werden.

Text: Julia Paukner
Mit tatkräftiger Unterstützung des Teams Backstage/Lauschig

Diese Episode wurde veröffentlicht unter der Creative Commons Lizenz Namensnennung 3.0 Deutschland (CC BY 3.0 DE).


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